Endlich in die Geschäftsführung der WTO berufen, kann Ngozi Okonjo-Iweala an die Arbeit gehen. Auf ihrem Schreibtisch warten mehrere dringende Akten auf die Nigerianerin.
Eine kleine Trump-Fahrt und dann los. Das Verfahren zur Ernennung des Generaldirektors der Welthandelsorganisation (WTO) müsse noch beschleunigt werden. An der Spitze der Einrichtung steht seit 24 Stunden eine Afrikanerin. Eine Premiere, die keine Überraschung ist: Der nigerianische Ngozi Okonjo-Iweala wurde einvernehmlich von den WTO-Mitgliedsländern ausgewählt. Doch das Veto der Trump-Administration hatte seine Ernennung verlangsamt. Wir mussten geduldig auf die Ankunft von Joe Biden im Weißen Haus warten, um den Amtsantritt des ehemaligen Finanzministers zu sehen.
Hinter den Kulissen konnte Ngozi Okonjo-Iweala bereits mit der Arbeit beginnen. Und ihre erste Mission ist groß: Die Nigerianerin muss versuchen, der WTO ihre Adelsbriefe zurückzugeben. Abgelehnt von Donald Trump, der der Institution vorwarf, von China bezahlt zu werden, hat die Welthandelsorganisation nicht mehr die Aura von gestern. Daher ist es wichtig, den ersten Standort von Ngozi Okonjo-Iweala so schnell wie möglich zu besiedeln. Gerade in Zeiten der Gesundheits- und Wirtschaftskrise. Nigerias allererste Mission besteht darin, das Problem der geistiges Eigentum an Anti-Covid-Impfstoffen.
Anti-Covid-Impfstoffe, Fischfang und der Krieg zwischen den USA und China stehen auf der Speisekarte
Südafrika und Indien fordern, dass die WTO den ärmsten afrikanischen Ländern das Recht einräumt, sich von pharmazeutischen Lizenzen zur Herstellung von generischen Impfstoffen zu befreien. Die Dringlichkeit ist da: die Covax-Initiative ist ein angekündigter Misserfolg und zu strenge Regeln für pharmazeutische Patente hindern afrikanische Länder daran, Impfungen zu erhalten.
Sobald dieser Punkt geklärt ist, warten zwei weitere dringende Fragen auf den neuen Generaldirektor der WTO. Die erste ist eine ihrer Prioritäten: eine Einigung über die Fischereisubventionen zu erzielen. Seit 2015 ist die Frage nach dem Ende der weltweiten Fischereihilfe ins Wanken geraten. Doch die Lösung dieser Verhandlungen ist dringend: Um die Fischbestände zu erhöhen und der Überfischung ein Ende zu setzen, muss Anfang des Jahres eine Einigung gefunden werden.
Und nicht zuletzt: Um der WTO wieder ihren früheren Glanz zu verleihen, muss der Nigerianer die Vereinigten Staaten und China versöhnen. Um den Multilateralismus wieder in den Mittelpunkt der Handelsbeziehungen zu stellen, muss der Generaldirektor der WTO dem Streitbeilegungsgremium (DSB) wieder Gewicht verleihen. Dazu muss Ngozi Okonjo-Iweala Gespräche mit den USA aufnehmen. Donald Trump aus dem Spiel, der ehemalige Finanzminister kann nun auf einen schnellen Ausgang dieser Frage hoffen.